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Neues aus den Zipfelwerken: Folge 12

Achtung, Realsatire! Mit unserer Web-Doku-Soap über ein fiktives Unternehmen erinnern wir uns selbst immer wieder daran, dass Kunden ebenso wie Berater auch nur Menschen sind. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist daher zufällig, jedoch keineswegs ausgeschlossen.

In der Montagsrunde starrte Walter Zipfelhuber eine ganze Weile versonnen auf einen leeren Stuhl: Volker Männlein hatte seine Elternzeit zwar noch nicht begonnen, jedoch heute Urlaub genommen. „Ähm, Philipp, wie ist der Stand beim e-Zipfel?“ wandte er sich sichtlich widerstrebend an den Großbildschirm mit der Skype-Konferenz.

„Den Status, Walter? Not good!“ Philipp Marc war sichtlich um Fassung bemüht. „Diese Totalausfall beim Prototyp kann uns die Hals brechen. Mrs Dulac hat mir gestellt ein Ultimatum – aber für einen Flucht nach vorn braucht sie einen schnellen Entscheidung.“

„Vergiss es, Philipp, so etwas machen wir nicht in einer Videokonferenz“, brummte Walter Zipfelhuber. „Setz dich in den nächsten Flieger. Die Dulac ist schon auf dem Weg.“

„Das Produkt ist verbrannt“, warf Clemens Schön ein, „wir müssen einen kompletten Relaunch machen und es neu positionieren. Das läuft dann auch nur unter einer neuen Marke … e-Zipfel geht ja gar nicht“, schob er leise nach, so dass es dennoch alle hören konnten.

***

Im Krisengespräch bemerkte Walter Zipfelhuber, wie er sich innerlich immer mehr distanzierte. Philipp Marc und Catherine Dulac waren in eine angeregte Diskussion vertieft und bemerkten es gar nicht. Sie warfen mit Anglizismen um sich: Walter fand, dass es schon längst genug mit Blue Ocean, Key Performance Indicators und Venture Capital war. Das Stechen in seiner Brust war ein untrügliches Zeichen, dass die Annahmen zu gewagt und die Modelle viel zu wacklig waren. „Ich werde eine Nacht darüber schlafen“, verkündete er unvermittelt.

Das betretene Schweigen dauerte an, dann entgegnete Catherine Dulac sichtlich besorgt: „Ich befürchte, das wird nicht möglich sein, Herr Zipfelhuber, unser Aufsichtsrat kommt heute Abend zusammen und benötigt dringend unseren Beschluss …“

***

Das Blaulicht flackerte über die Fensterfassade der Zipfelwerke. Gerade schoben die Sanitäter die Trage in den Rettungswagen, da kam Jasmin aus dem Haupteingang gerannt: „Oh Gott, was ist denn mit Herrn Zipfelhuber passiert?“

„Dringender Verdacht auf Herzinfarkt“, antwortete Patricia von Waldeck tonlos.

Doch der eben noch halb Bewusstlose richtete sich halb auf und hob einen siegesgewissen Daumen. „Mir war nur etwas blümerant“, rief Walter Zipfelhuber den Umstehenden zu, „Patricia soll derweil die operative Verantwortung übernehmen. Die strategischen Themen kann ich auch vom Krankenbett aus regeln.“

Patricia von Waldeck nahm die Ernennung wie versteinert auf, während ihr langjähriger Mentor in einer Woge aus Sirenengeheul davongetragen wurde …

Bild: Didier Duforest, Flickr (CC)

/* Original-Code Post Header Metadata
Datum: Mai 05Autor: Quiridium
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