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Der Produktmanager: ein Unternehmer im Unternehmen …

Gedanken zur Richtlinie VDI 4520 „Produktmanagement in Industriegütermärkten“

Wer ist verantwortlich für die Produktstrategie und deren Umsetzung im Dialog mit Kunden, Entwicklung, Fertigung und Marktbearbeitung? Zunächst ist es die Aufgabe des Unternehmers. Doch wenn das Unternehmen wächst und zudem sein Markt komplexer wird, können Produktmanager diese wesentliche Querschnittsfunktion übernehmen. Dass in der Einführung von Produktmanagement sowohl Chancen als auch Herausforderungen liegen, hat der VDI erkannt und entwickelt eine Richtlinie zum Produktmanagement. Weil es im deutschen Mittelstand um die Wettbewerbsfähigkeit auf globalisierten Märkten geht, hängt sehr viel von einer guten Lösung ab:

Benötigen Produktmanager schier übermenschliche Fähigkeiten oder ist das erlernbar?

Diese Frage beschäftigte mich anlässlich des VDI-Expertenforums am 11.11.2015 in Aschaffenburg. Der zuständige Fachausschuss stellte den Stand der Arbeiten an der Richtlinie VDI 4520 vor: rund 60 Vertreter aus überwiegend mittelständischen Unternehmen des Industriegütergeschäfts sowie Hochschulen und Beratungsunternehmen diskutierten angeregt über Kernaufgaben, Schnittstellen und Organisation des Produktmanagements.

Dabei kristallisierten sich zwei wesentliche Herausforderungen heraus:

  • Produktmanagement setzt eine interdisziplinäre und bereichsübergreifende Arbeitsweise voraus. Mit seiner konsequenten Einführung lassen Unternehmen klassische hierarchisch geprägte Managementstrukturen hinter sich. Es handelt sich daher um ein tiefgreifendes strategisches Change-Projekt. Gleichzeitig kommen Unternehmen durch Produktmanagement auf dem Weg zur agilen Organisation voran. Das ist entscheidend, um sich im globalen Wettbewerb einem ruinösen Preiskampf zu entziehen und stattdessen mit Kundenorientierung und Time-to-market zu punkten.
  • Produktmanager und Produktmanagerinnen im Industriegütergeschäft sehen sich mit einer sehr langen Liste von Qualifikationen konfrontiert: neben fachlichen Anforderungen aus den Bereichen Markt, Technologie, Produkt und Wettbewerb kommen soziale Kompetenzen wie Selbstmanagement, Einfühlungsvermögen, Kommunikation und Leadership hinzu. Ihre Rolle wandelt sich je nach Phase im Produktlebenszyklus vom Marktforscher und Entwickler über Unternehmensvertreter und Berater bis hin zum Planer und Controller. Diese Rollenvielfalt setzt Persönlichkeitsentwicklung und Lernbereitschaft voraus.

Obgleich viele Unternehmen im B2B-Bereich bereits Produktmanager beschäftigen, wird die Richtlinie VDI 4520 diese Herausforderungen klarer umreißen. Sie bietet daher wertvolle Unterstützung bei der Implementierung von Produktmanagement. Während bei anderen Berufsgruppen eher das Arbeitspensum zum Problem wird, kommt beim Produktmanager die Vielfalt der Aufgaben hinzu. Eine positive Entwicklung setzt voraus, dass zunächst die strategische Bedeutung dieser Funktion anerkannt wird. Daraufhin werden die Produktmanager selbst ihre Kernaufgaben und Schnittstellen definieren – und zwar unternehmens- und produktspezifisch. Und wenn ihr Unternehmen dann noch auf Lernen und gemeinsame Entwicklung setzen, ist der Produktmanager ein willkommener Change Agent und kein Übermensch.

Zur Berichterstattung des VDI: https://www.vdi.de/technik/fachthemen/produkt-und-prozessgestaltung/artikel/rund-60-teilnehmer-besuchten-das-vdi-expertenforum-und-informierten-sich-ueber-die-neue-richtlinie-zum-produktmanagement/

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Datum: Nov 17Autor: Ivo Mersiowsky
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