Achtung, Realsatire! Mit unserer Web-Doku-Soap über ein fiktives Unternehmen erinnern wir uns selbst immer wieder daran, dass Kunden ebenso wie Berater auch nur Menschen sind. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist daher zufällig, jedoch keineswegs ausgeschlossen.
Philipp Marc lief an diesem Morgen gefühlt zum zehnten Mal zu Wasserspender und Eismaschine – er würde im Verlauf des Tages wahrscheinlich den gesamten Tank austrinken. Schwierige Verhandlungen machten ihn immer durstig. Etwas widerstrebend kehrte er in den Web Conference Room im 23. Stockwerk eines überwiegend von Start-ups besiedelten Bürokomplexes in San José zurück. Das Milestone-Review mit Bellesanté war so ein anstrengender Fall: seit den Verhandlungen zur Übernahme der StellarCraft durch die Zipfelwerke hatte er kein derartig aufreibendes Gespräch mehr geführt.
Der Beginn der Kooperation gestaltete sich mehr als holprig. Um einem für beide Partner desaströsen Scheitern vorzubeugen, hatte er sich am Vortag schließlich dazu entschlossen, die Karten offen auf den Tisch zu legen: Er hatte sowohl die verfehlten Projektziele bei der Entwicklung des e-Zipfels als auch den Mangel an Entwicklungskapazität in der Piezoelektrik zugegeben … Catherine Dulac hatte daraufhin die Fortsetzung des Gesprächs vertagt.
Heute Morgen hatten sie dann wirklich alle denkbaren Optionen durchgespielt. Und ganz langsam kristallisierte sich die Idee heraus, die Entwicklerteams beider Firmen gemeinsam an der Plattform arbeiten zu lassen. Das könnte funktionieren. Wenn dafür nur nicht so viele Details zu verhandeln wären …
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In einer Pause der ebenso zähen Verhandlungen mit dem Betriebsrat kramte Stefan Schmidt in seiner überfüllten Aktenmappe. Unter all den Fällen von Sozialauswahl befand sich ein einziger grüner Umschlag. Stefan sah sich suchend um, entdeckte den Vorstand an der Kaffeetheke und bat ihn gestikulierend in eine Sitzecke auf dem Flur. „Herr Zipfelhuber? Ich habe hier noch die Vertragsänderung für Herrn Marc. Wenn Sie bitte …“
„Coordinator Product Management“, las Walter Zipfelhuber mit betont deutscher Aussprache und rümpfte die Nase ob der Anglizismen. „Zusätzlich zu seinen bisherigen Aufgaben und zum letzten Ersten, nehmen Sie das noch in die interne Kommunikation mit auf, Schmidt, ansonsten geht das in Ordnung.“ Er unterschrieb, zuckte zusammen und rieb sich den linken Oberarm.
„Ist wirklich alles in Ordnung, Herr Zipfelhuber?“
„Passt schon, dieses unablässige Gerede über Abfindungen setzt mir zu.“
„Es ist ja zum Glück nur das Service-Center Ost, Herr Zipfelhuber, und wir wussten, dass das überfällig war.“
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Patricia von Waldeck erwachte aus einem unruhigen Minutenschlaf mit schmerzhaft verspanntem Nacken. Die Mappe mit dem Business Plan war ihr aus den Händen geglitten, und sie dachte unwillkürlich an die Begegnung mit Gürkan Kruse zurück, als sie die Mappe unter dem Vordersitz hervorholte. Die Maschine hatte bereits mit dem Landeanflug auf San José begonnen.
Da das Gespräch mit Walter nicht mehr stattgefunden hatte, würde sie nun alles auf eine Karte setzen, überlegte sie. Es musste ihr nur gelingen, Philipp für die neue Idee zu gewinnen. Seit er für die Bellesanté-Kooperation zuständig war, hatte er innerhalb der Zipfelwerke einen ganz neuen Status erlangt. Ihm fehlte nur die Anschlussfähigkeit bei den traditionsbewussteren Kräften, und da kam sie, Patricia, ins Spiel. Wenn Philipp sie als Chief Regional Officer vorschlug, würde Walter sich nicht querstellen, da war Patricia sich ziemlich sicher.
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Maximilian Zimmermann speicherte die Excel-Mappe mit der Multi-Attribut-Entscheidungsmatrix und verschränkte zufrieden die Hände hinter dem Kopf. Eigentlich benötigten die Zipfelwerke wirklich keine externen Berater. Für die Strategieklausur am kommenden Freitag und Samstag hatte er schon alles vorbereitet. Die Mitglieder der Geschäftsleitung mussten nur noch ihre strategischen Ziele knapp formulieren und die Gewichtungsfaktoren für Relevanz und Wechselwirkung in die dafür vorgesehenen Spalten eintragen. Den Rest machte der Algorithmus zur Ermittlung der pareto-dominanten Alternative …
Bild: Didier Duforest, Flickr (CC)