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Rollenspiele: Vier Anregungen für Führungskräfte

Rollenspiele: Vier Anregungen für Führungskräfte

Wohlgemerkt, ich spreche hier von Rollenspielen als Trainingsmethode in der Teamentwicklung. Wie alle Spiele können auch diese viel Spaß machen. Im Vordergrund steht indessen das Lernen in einer komplexen simulierten Situation. Denn ein Rollenspiel erlaubt uns, die Wechselwirkungen zwischen drei Welten zu erforschen: der physikalischen Welt der Dinge, der psychischen Welt von Motivation und Emotion sowie der spirituellen Welt von Sinn und Bedeutung. Weil ich keinen pädagogischen – und schon gar keinen esoterischen – Exkurs mit Ihnen vorhabe, kommen wir gleich zu den praktischen Anregungen. Ein Trainer unterstützt Sie und Ihr Führungsteam gern dabei, sich mit Rollenspielelementen auf neue Herausforderungen vorzubereiten. Die dafür relevanten Merkmale von Rollenspielen sind: Regeln, Welt, Auftrag und Rolle.

  • Regeln — Die Regeln definieren die innere Logik des Spiels. Was ist das Ziel des Spiels? Welche Aktionen stehen mir zur Verfügung? Wie kann ich das Spiel gewinnen? Im Rahmen eines Rollenspiels können Sie mit einer Veränderung von Regeln experimentieren. Ein Beispiel: Nehmen wir an, Sie sind Geschäftsführerin eines Beratungsunternehmens. Ihr Führungsteam bereitet den Zusammenschluss mit einem zugekauften Expertendienstleister vor. Sie erwarten, dass der Integrationsprozess von erheblichen Spannungen geprägt sein wird. Denn zwei sehr unterschiedliche Organisationskulturen sollen fortan konstruktiv miteinander arbeiten. Insbesondere folgte Ihr Unternehmen bisher einer wirtschaftlichen Rationalität der Effizienz. Durch die Akquisition kommt nun eine Sparte hinzu, bei der eine wissenschaftliche Rationalität der Erkenntnis dominiert. Bereiten Sie Ihr Führungsteam also mit einem Rollenspiel auf den Post-Merger-Prozess vor, indem Sie mitten in einem Planspiel die Regeln verändern.
  • Welt — Die Welt eines Rollenspiels ist der simulierte Kontext. In welchem Umfeld bewegen wir uns? Welche Bedingungen herrschen? Welche Interessengruppen gilt es zu beachten? Somit können Sie spielerisch Erfolgsfaktoren vermitteln. Ein Beispiel: Als Hersteller von technischen Betriebsmitteln verfolgen Sie eine Strategie der Marktentwicklung und Diversifizierung. Ihr erfolgreiches Produkt ist – etwas angepasst – auch für einen angrenzenden Markt interessant. Aus ersten Studien wissen Sie, dass es dort neben der technischen Leistungsfähigkeit vor allem auf die Einhaltung von Hygieneanforderungen ankommt. Bereiten Sie Ihre regionalen Vertriebsleiter mit einem Rollenspiel auf den Vorstoß in die neue Welt vor. Vor dem Hintergrund veränderter Erfolgsfaktoren trainieren Sie Gesprächsführung und Argumentation mit den neuen Kunden – idealerweise auch im nicht-kommerziellen Dialog mit echten Branchenvertretern.
  • Auftrag — Der Auftrag entspricht dem Szenario im Planspiel, der Mission in der Teamübung. Was ist geschehen? Was ist zu tun? Was wollen wir erreichen? Es ist ein Abenteuer in der simulierten Welt unter den dort geltenden Regeln. Ein Beispiel: angenommen, Sie führen ein kleines agiles Unternehmen für Brandursachenforschung. Angesichts der Risiken für Vermögen und Image Ihrer Kunden gehören Schnelligkeit ebenso wie Gründlichkeit zu Ihren Kernwerten. Sie führen daher regelmäßige Trainings durch, die – ähnlich wie Krisenübungen – reibungslose Abläufe und Vorgehensweisen bei allen Beteiligten einprägen. Variieren Sie die Szenarien und bauen Sie Fehlermöglichkeiten ein, um auch bei unübersichtlichen und mehrdeutigen Situationen stets klare Entscheidungen und Ermittlungen zu fördern.
  • Rolle — Der Begriff Rolle ist dem Theater entlehnt und macht deutlich, dass in Organisationen zwischen Menschen (Persönlichkeit) und Rollen (Person) zu unterscheiden ist. Im sozialen System entsteht die Person erst durch die Übernahme einer Aufgabe bzw. Funktion sowie durch Erwartungen und Zuschreibungen anderer. Was bin ich? Welche Aufgabe habe ich? Welchen Erwartungen sehe ich mich ausgesetzt? Auch damit lässt sich wunderbar spielen. Ein Beispiel: Ihr Unternehmen ist im Maschinen- und Anlagenbau tätig. Als Personalleiter bereitet Ihnen Sorge, dass wiederholt Konflikte in den für Fachplanungen zuständigen Projektteams vorkommen. Im Rahmen einer Teamentwicklungsmaßnahme führen Sie ein Motivational Mapping durch, um die bevorzugten Arbeitsstile der Projektmitarbeiter zur Sprache zu bringen. Es zeigt sich, dass der Teamleiter viel lieber „Experte“ und nicht „Direktor“ wäre. Ein bisher frustrierter Projektmitarbeiter wäre als „Star“ hervorragend für die Kundenpräsentationen geeignet, während ausgerechnet der junge „Kreative“ nicht für die Entwürfe, sondern für administrative Zuarbeit eingesetzt wird. Experimentieren Sie mit Rollentausch und lassen Sie das Projektteam veränderte Zuordnungen festlegen.
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Datum: Mai 12Autor: Ivo Mersiowsky
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